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Von Müttern und Töchtern

 

Von Müttern und Töchtern

 

Mal ehrlich? Wer wollte so sein oder werden wie seine Mutter? Ich nicht wirklich, wobei ich meine Mutter liebe, aber da sind auch ein paar Dinge, die ich, als ich Kind und Jugendliche war, nie übernehmen wollte. Ich gehe davon aus, dass dies heute noch genauso ist.

 

Töchter möchten ihre eigenen Erfahrungen machen, Mütter haben den Beschützerinstinkt in sich und den abzuschalten, das ist schwierig. Ich spreche da aus Erfahrung und aus Gesprächen mit Müttern, deren Kinder ich in der Beratung habe.

 

Töchter sollten jetzt aber nicht so einfach hingehen und ihre Mütter/Tanten/Omas, also ältere Frauen im Umfeld pauschal für ihr Tun „verurteilen“. Ich überlege gerade, ob es das richtige Wort dafür ist. Verurteilen? Ich finde gerade kein besseres.

 

Jeder Lebensweg hat mit Erziehung, Erfahrungen, Erlebtem, Glaubensätzen zu tun.

 

Meine Mutter ist anders groß geworden als ich. Sie hat als Kind den Krieg erlebt, sie hat Verwandte im Krieg verloren. Sie ist als Frau anders groß geworden als ich. Sie musste (theoretisch) noch meinen Vater fragen, wenn sie hätte arbeiten gehen wollen. Das hätte mich auch noch passieren können, denn dieses Gesetz ist erst 1977 (da habe ich mit meiner Ausbildung begonnen) gekippt worden.

 

Sie ist mit anderen Werten groß geworden wie ihre Enkelinnen jetzt. Ich aber auch. Für sie war es selbstverständlich für Mann und Kinder zu sorgen.

 

Ich habe mich auch bewusst für meine Familie entschieden, bin aber dann in die Selbstständigkeit gegangen, was ich bis heute nicht bereue.

 

Scheidung/Trennung- das war in der Generation meiner Mutter kein großes Thema. Da wurde sich nicht direkt getrennt wenn es schwierig wurde, da wurde um diese Beziehung gekämpft. Das wird nicht immer gut gewesen sein, aber diese Entscheidung hat jede Frau für sich selbst getroffen.
Viele junge Frauen entscheiden sich heute bewusst gegen eine Familie und sind glücklich im Beruf.
Da sollten wir Frauen, die sich anders entschieden haben, auf die Zunge beißen und die Entscheidung respektieren. Ich möchte aber auch den Respekt von „der jüngeren Generation“ bekommen, dass ich mich anders entschieden habe.

 

Jede Generation Frau macht andere Erfahrungen. Jede Generation Frau wird in einem anderen Umfeld groß. Internet,  Soziale Netzwerke- das war bei meiner Mutter so gar kein Thema. Ich bin da rein gewachsen. Meine Tochter-Generation kennt das Leben ohne Internet nicht.

 

Was ich mir wünsche ist: Versucht zu verstehen, warum jede Generation Frau anders tickt. Versucht zu verstehen, was geprägt hat, wie Frauen groß geworden sind, welche Einflüsse eine Rolle spielen.

 

Um noch einmal zum Anfang zu kommen. Ich wollte nie so werden wie meine Mutter, aber ich erwische mich dabei, dass ich einige Dinge genauso mache wie sie. Dann muss ich lachen und denke, dass es nicht unbedingt schlecht war, was ich gelernt habe. Ich kann es ja auch für mich anpassen.

 

 

Bild von silviarita auf Pixabay

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Kommentare: 1
  • #1

    Renate (Freitag, 11 Februar 2022 11:47)

    Danke für diesen Beitrag. Mir geht es gerade genauso.